Flöckchen überlegt, warum sie überhaupt bloggt, wieso das Schreiben so schwer ist, was sie überhaupt schreiben soll, wen das dann noch interessiert, wenn niemand das kommentiert und beendet den Beitrag nach einem Beispielabsatz für bloggenswerte Gedanken mit:
Sind sowas Themen für Blogs? Will jemand sowas lesen? Willst du sowas lesen?
Ach ich weiß auch nicht.
Die aufgeworfenen Fragen sind nicht uninteressant. Ich selbst blogge jetzt seit zwei Jahren sehr themengebunden im antiblau blog und hier seit ein paar Wochen über alles mögliche. Um die Frage nach der Motivation zu beantworten, drösel ich die Geschichte mal von hinten auf.
Was für Arten von Blogs gibt es eigentlich?
Da wären zunächst mal klassische private Blogs. Die Autoren schreiben über Gott und die Welt, ihre Kinder, das Wetter, den Urlaub, Begegnungen, Kuriositäten im allgemeinen, ihre Heimatstadt, ihr neuestes Spielzeug usw. – sie schreiben was sie privat bewegt, ohne Anspruch die Welt zu verbessern und hauptsächlich für Leute, die sie kennen, auch wenn es rein technisch gesehen jeder lesen könnte.
Alle anderen Blogs bezeichne ich mal als themengebunden. Es gibt Blogs über Hard- und Software, über das Baby, den Auslandsaufenthalt. Manch einer stellt nur Fotos in sein Blog oder seine selbst gezeichneten Cartoons. Es gibt Blogs über die Arbeit (wie das Bestatterweblog oder das lawblog) und politische Blogs. Letztere haben schon den Anspruch, etwas zu bewegen. Andere Autoren schreiben über das eigene Hobby und wieder andere nur darüber, was dritte so den ganzen Tag falsch machen (Bildblog beispielsweise). Man sieht schon, die Themen sind so vielfältig wie die Menschen, die da hinter der Tastatur sitzen.
Welche Blogs lese ich?
Ich denke, diese Frage ist ganz wichtig, um im Umkehrschluss rauszubekommen, für wen man schreiben will. Ich will jetzt nicht jedes einzelnen beleuchten, aber ich greife einfach mal (alphabetisch sortiert 😉 ) ein paar Beispiele aus meinem Feedreader raus:
- BlinkenArea: ein Blog über blinkende Bastelprojekte und die eine oder andere Kuriosität aus dem Alltag. Lese ich, weil ich mich mal mit dem Projekt beschäftigt habe und weil ich die Leute kenne und mag.
- Der Spiegelfechter: gut recherchiertes politisches Blog. Pointiert geschrieben und häufig mit alternativen Sichtweisen oder Hintergrundinformationen über aktuelle politische Themen.
- Famerlors GeoCaching-Blog: ein Blog über das eigene Hobby, wo ich den Autoren persönlich kenne.
- iBanjo: das Blog eines der Entwickler von Subversion, nur alle paar Wochen oder gar Monate mal ein Beitrag, aber technisch sehr interessant und angenehm zu lesen.
- jump42!: ein Cartoon-Blog mit niedlichen Schafen.
- Mockingbird: ein privates Blog, auf das ich vor einiger Zeit zufällig gestoßen bin. Die bissige, teils sehr zynische Art zu schreiben, macht es interessant, auch wenn die Person selbst völlig unbekannt bleibt.
- Syrienseiten: ein Blog einer Freundin über ein Semester in Syrien, klassisches Auslandsaufenthalt-Blog.
Was macht ein Blog interessant?
Die Auflistung zeigt sehr unterschiedliche Blogs und deutet schon die verschiedenen Gründe an, warum die für mich interessant sind: Zum einen sind es Blogs von Freunden, die ich persönlich kenne. Da sind Themen und Stil eher hintergründig, weil mich die Leute interessieren. (DoppelPlus, wenn’s trotzdem gut geschrieben ist. 😉 ) Dann wären da Blogs, die Themen behandeln, die mich interessieren und gut recherchiert sind, wie eben gewisse politische Blogs oder Blogs von Leuten mit sehr ähnlichen Hobbys. Als drittes hätten wir Blogs, die amüsant oder lustig sind, wiederum relativ unabhängig vom Thema. Es kristallieren sich also drei Punkte raus, die Blogs interessant machen:
- der persönliche Bezug
- interessante Themen
- gut geschriebene Beiträge
Andersrum wird natürlich auch ein Schuh draus: ein Blog über’s Angeln von einem Wildfremden, das geschrieben ist wie ein Schulaufsatz in der sechsten Klasse, interessiert mich nicht die Bohne. Wenn der Blog-Autor schreibt, schreibt er entweder für eine der ersten beiden Zielgruppen oder weil er Spaß am Schreiben hat und damit evtl. Punkt 3 trifft.
Warum blogge ich?
Einfach zu beantworten ist die Frage für das antiblau blog. Dort schreiben wir Dinge, die wir für interessante Beiträge zum Computer-Thema halten, meistens Sachen, die in der Form im Netz nicht zu Hauf zu finden sind und wo wir selbst Recherche- oder Forschungsarbeit reinstecken. Die Suchbegriffe, mit denen die Leute auf das Blog kommen geben uns recht, auch wenn die wenigsten Leser die Beiträge auch kommentieren.
Für dieses Blog hier treffen die anderen beiden Punkte zu. Ich schreibe hauptsächlich direkt für meine Freunde und Familie – anzunehmen, dass meinen Wochenendausflug die ganze Welt interessiert, wäre wohl etwas vermessen. Gleichzeitig habe ich aber Spaß am Schreiben und versuche hier und da ein bisschen witzig zu sein. (Was im Übrigen auch klappt, wie mir der eine oder andere Kommentar am Blog vorbei schon bestätigt hat.) Der dritte Grund für mein persönliches Blog ist das Festhalten bestimmter Erlebnisse und Bilder, eigentlich wie ein klassisches Tagebuch, nur eben etwas öffentlicher.
Empfehlung für andere Autoren
Meine beiden Blogs sind nicht die ersten Versuche, Sachen im Netz zu veröffentlichen, davor gab es statische Homepages. Die Erfahrung daraus (und das hatte ich auch eingangs erwähnt) und aus den Blogs, die ich selbst gern lese, zeigt:
- Bloß sich selbst keinen Druck auferlegen. Man ist niemandem verpflichtet, es schreibt sich deutlich leichter, wenn man nur aus Lust und Laune schreibt und nicht, weil es x Leute erwarten oder weil man y Ansprüchen gerecht werden will. Bloggen ist ein Hobby und sollte deshalb ebenso Spaß machen, wie auch andere Hobbys, ansonsten wirkt es gequält, gestellt und sehr schnell uninteressant.
- Wenn’s ein thematisches Blog ist: wenigstens ein klein bisschen Relevanz in die Beiträge einfließen lassen. Es ist langweilig als siebenundzwanzigster auf einen Beitrag von einem Alpha-Blogger zu verlinken, wenn man der Diskussion nichts hinzufügen kann. Es ist überflüssig ein weiteres HowTo zu schreiben, wenn die bevorzugte Suchmaschine auf der ersten Seite drei adäquate Lösungen ausspuckt. Es ist lahm, wenn man banale Erlebnisse in die Welt rausblubbert ohne dabei wenigstens witzig zu sein.
Die übrigen Fragen
Will ich dem Leser den Tag versüßen mit ausgeflippten Gedanken? Sollen mich die Leute besser kennenlernen? Will ich mich hier beliebt machen? Habe ich so wenig Zeit, dass eine ganze Menge Leute mit den Benachrichtigungen zu neuen Beiträgen daran erinnert werden, dass es mich gibt?
Wie im ganzen Beitrag schon, meine ganz persönliche Sicht. Ich will mich nicht beliebt machen oder irgendwem den Tag versüßen. Ich brauche auch niemanden erinnern, dass es mich gibt oder meine Schokoladenseite herausstellen.
Wieder sind es drei Punkte, die zur Motivation beitragen. Einerseits sind das konkrete Hilfestellungen zu technischen Problemen (jaja, ungefragt, egal, der Erfolg und so). Andererseits sind das Sachverhalte, die ich für wichtig halte und wo sich die Leute mal Gedanken machen sollten oder die wenigstens eine interessante Diskussion versprechen könnten (jaja, world changing tree hugger). Naja und dann will ich den Freunden und Verwandten noch mitteilen, was ich so spannendes erlebe, ohne die selben Geschichten fünf mal erzählen zu müssen (jaja, diese furchtbar hektische Zeit heutzutage).
Drei Punkte also: ich sehe, dass die Leute (Geeks) das lesen (z.B. anhand der Suchbegriffe und Statistik). Ich will, dass die Leute (alle) das lesen (z.B. wenn’s um Politik geht). Ich weiß, dass die Leute (Freunde und Familie) das lesen (z.B. wenn ich vom Wochenendausflug schreibe). Das ganze immer unter der Voraussetzung, dass mir das Schreiben Spaß macht und ich für wenigstens eine der möglichen Zielgruppen einen schönen Beitrag schreibe.
Es mag auch noch andere Motivationen geben, sieht man ja z.T. auch an der Auswahl der Blogs oben, für mich reichen die letztgenannten Punkte. Da muss sich dann nun jeder selbst entscheiden. Wenn man Bestätigung braucht, dass das Blog gelesen wird, da gibt’s technische Möglichkeiten. Die Besucher zu Kommentaren zwingen kann man nicht. Wenn man sich zwingen muss zu schreiben, sollte man es vielleicht lieber lassen. Aber davon auszugehen, dass es eh keinen interessiert, ist möglicherweise schade, weil dann solche Perlen verloren gehen:
Unterwegs tagsüber allerdings treffe ich auf witzige Situationen, dämliche Gedanken, lustige Gespräche und einer netten Portion Verwertbares für einen Eintrag. Manchmal denke ich sogar noch in dem Moment, dass ich es später unbedingt in Ruhe aufschreiben muss. Aber wie auch schon eine ganze Menge anderer Input, verschwindet dieser Puderzucker auf dem Kuchen des Tages einfach mit dem nächsten Windzug.
Pingback: Warum eigentlich? | The Sane Cynic
Sehr interessante und v.a. objektive Analyse! V.a. der Gedanke der Erwartunghaltung an sich selbst (Empfehlungen) finde ich wirklich sehr treffend. Die besten Bolgs sind die, bei denen die Autoren einfach sie selbst sind – wie zB Soerens Norwegen Blog. Wenn man den ließt, weiss man eigentlich schon vorher was kommt… 😀