Eine Runde um den Fahrradlift

Im Beitrag »Geocaching in Trondheim« hatte ich geschrieben, dass man hier immer mal wieder auf Relikte aus dem zweiten Weltkrieg trifft. Bei einer kleinen Cache-Tour letztens nach der Arbeit, zeigte sich das wieder. Das Bild unten ist von einem Cache nahe eines schönen Aussichtspunkt aufgenommen und man sieht hier mal die zuvor erwähnten U-Boot-Bunker.

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IMG_9121 Auf dem Rückweg von den Geocaches kam ich dann zufällig am oberen Ende des weltweit ersten und immernoch einzigen Fahrradlifts vorbei. Wie muss man sich das nun vorstellen? Vergleichbar ist das mit einem Schlepplift beim Ski fahren. Man hat an einer sehr steilen Straße am unteren Ende einen Automaten, wo man die Tour bezahlt, dann kommt da so ein Teil aus dem Boden, wo man mal kräftig seinen Fuß draufstellt und sein Gewicht drauf verlagert und dann wird man mitsamt Fahrrad den Berg hoch geschoben. Das können dann sogar mehrere Leute gleichzeitig machen. Ich habe es leider noch nicht live gesehen, obwohl es laut der offiziellen Webseite recht viele Leute machen sollen. Ein paar Informationen gibt es auch noch bei Wikipedia und ich habe im Netz sogar ein Video gefunden, wo das auch gezeigt wird:

Geocaching in Trondheim

IMG_8936 Geocaching dürfte mittlerweile vielen Leuten ein Begriff sein. Man schnappt sich einen GPS-Empfänger, sucht sich im Internet (beispielsweise auf geocaching.com) die Koordinaten für eine versteckte Dose und sucht die dann. Wenn man die Dose gefunden hat, trägt man sich dort in ein Logbuch ein, tauscht ein wenig Tand aus, wiederholt den Logbucheintrag auf der Webseite und freut sich. Netter Nebeneffekt: man kommt mal vor die Tür. Einen eigenen GPS-Empfänger habe ich zwar noch nicht, aber dafür ein paar Freunde mit solch einem Gerät, mit denen man gemeinsam auf die Suche gehen kann, einen davon direkt hier in Trondheim.

IMG_8930 Vor meinem Trip nach Norwegen hatte ich in Deutschland knappe 50 Caches gefunden, einige mit M. zusammen, einige mit S. zusammen und ein paar auf eigene Faust ohne GPS-Gerät nur mit Google Maps (möglich aber mit hohem Frustrationspotential), die allermeisten jedoch direkt im Stadtgebiet von Magdeburg. Trondheim hat ungefähr halb so viel Einwohner wie Magdeburg und mit dem Fahrrad hat man schnell die Stadt verlassen in Richtung der Hügel rundrum. Von dort hat man tolle Ausblicke über die Stadt, den Fluss und den Fjord und an solchen Ausblicken sind auch Geocaches versteckt. Das kann man nun sehen wie man will. Man sucht sich tolle Aussichtspunkte und nimmt die Caches auf dem Weg mit, oder man sucht sich ein paar Caches raus und lässt sich von den Aussichtspunkten überraschen. Jetzt im Sommer, bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ist das ne feine Sache.

IMG_8967 Etwas anders als die Caches direkt in der Stadt sind die direkt in der Natur, wenn man sich etwas von der Stadt entfernt. In der Stadt wird häufig durch die Beschreibung, die markanten Ecken, das Satellitenbild usw. schon recht klar, wo man suchen muss. Mitten im Wald steht man dann im Gestrüpp, sieht im relevanten Radius von etwa 5 Metern nichts als grün und soll dann da eine Dose finden. Die sind nicht immer so gut zu finden, wie in dem nicht mehr genutzten (oder extra dafür aufgehängten) Brutkasten links auf dem Bild oder einfach unter ein paar Steinen versteckt. Einige Caches konnten wir hier nicht finden. Mag sein, dass Elche die wegknuspern, oder sie wurden einfach zu gut vergraben. Naja und den ganzen Wald umbuddeln will man ja dann auch nicht. Im Winter, wenn in ganz Norwegen meterhoch Schnee liegt (hab ich mir sagen lassen), wird es dann erst recht unmöglich die dann noch zu finden. Hängt dann wohl vom persönlichen Geschmack ab, ob man diese Herausforderung gut findet oder doch lieber im Sommer bei gutem Wetter suchen geht.

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Mein bisheriger Favorit von den Caches hier ist Ronja’s Round, der deutsche Soldatenfriedhof. Der Cache selbst ist eher unspektakulär versteckt (siehe Bild im ersten Absatz 😉 ) aber der Ort ist interessant. Hier befinden sich Gräber deutscher Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg. Wir waren an einem warmen Sommernachmittag da, niemand außer uns in Sichtweite, tolles grünes Gras und ein schöner Blick über hügelige Felder zum Fjord, kurz und gut ein sehr ruhiger und friedlicher Ort, aber eben einladend zum Nachdenken, warum er überhaupt existiert. Ich fragte S. ob er wüsste, was die Deutschen im 2. WK in Norwegen gemacht hätten und er wusste überraschend gut bescheid. Norwegen wurde nach anfänglichen Neutralitätsbemühungen und wenige Wochen dauernden Kampfhandlungen im April 1940 von den Deutschen besetzt, hauptsächlich aus kriegstaktischen und wirtschaftlichen Gründen. Die skandinavischen Erzlieferungen waren sehr wichtig für die deutsche Kriegsindustrie. Die Königsfamilie ging ins Exil nach London. Die deutschen Truppen waren bis Kriegsende in Norwegen. Man sieht heute noch etliche Bunker und befestigte Stellungen an den Küsten. Es gab eine große Widerstandsbewegung im Land, als Kriegsschauplatz spielte Norwegen nach der Besetzung 1940 aber keine große Rolle mehr. (Ich lass mich da gern von historisch besser bewanderten Lesern berichtigen oder ergänzen.)

IMG_9030 Alte Befestigungsanlagen haben wir auch bei einigen weiteren Caches gesehen, beispielsweise bei der Tour nach Gråkallen oder um Lade herum, wobei ich den Cache WW2 Dora an einem der beiden großen U-Boot-Bunker noch gar nicht gesucht habe. Das ist dann einer von etwa 150, die man laut geocaching.com hier im Stadtgebiet von Trondheim finden kann. Auf den ersten Blick sind die meisten Caches (im Gegensatz zu Magdeburg) ganz tradionelle, daneben gibt es eine ganze Reihe von Rätselcaches und nur ganz wenige mit mehreren Stationen (sog. Multis). Für die verbleibenden zwei Monate mit gutem Wetter ist das wohl bisschen viel, aber vielleicht bekomm ich ja meine hundert hier voll.