Oslo in zwei Tagen

Nicht zu schaffen, viel zu wenig Zeit, nur Ausschnitte zu sammeln, ein paar Eindrücke mitzunehmen. Nachtzug hin im Sessel am Gang.

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Tag 1: Im Dunkeln angekommen. Langer Spaziergang zum Frühstück. Museum über harte Forscher und ihr Schiff (die Fram) besucht. Zwischendurch immer mal ein GeoCache. Freies WLAN wohin man schaut.

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Tag 2: Skulpturen angeschaut, viele Skulpturen, auch noch extra welche im Museum. Abends sehr gut gegessen, spät abends Privatvorstellung auf dem Theaterschiff.

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Abreise am Tag darauf noch vor dem Frühstück, lange Zugfahrt durch unbekannte, verschneite Landschaft. Fotos hochladen, Wochenende vorbei.

Inoffizieller Keks-Halbjahres-Rückblick 2009

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Ich habe immer ein paar Kekse im Büro liegen. Hier in Norwegen ist das umso wichtiger, da die Verteilung der Mahlzeiten hier etwas anders ist als in Deutschland. Der Norweger schmiert sich Stullen und wenn man in Deutschland mittags in die Kantine geht, isst man in Norwegen diese Stullen. Warm gegessen wird abends. Die Kekse sind für die lange Zeit zwischen »Lunch schon aufgegessen« und »endlich was warmes«.

IMG_9222 Alternativ kann man auch Kekse futtern, wenn man krank zu Haus ist und sich zu schwach fühlt, vor die Tür zu gehen.1 Wobei ich mir hier und heute lieber die Sorte Bixit wünschen würde. Das sind so dicke Haferkekse, ähnlich wie Hobbits in Deutschland, nur noch mit Zuckersirup drin, geht somit ein ganz bisschen Richtung Weihnachtsgebäck. Da fällt mir ein: Was ist aus der halben Rolle von der Sorte geworden, die ich mit nach Italien genommen hatte. Liegt die immernoch in Magdeburg oder wurde die mittlerweile verzehrt?

img_9895 Jedenfalls hab ich hier heute nur die KORNMO, Vollkorn-Kekse, also Weizen-Vollkorn und laut Packung können die mit Brunost serviert werden. Auf das Zeug gehen die Norweger und gewisse Zugezogene ja total ab, ich komm da irgendwie nicht ran. Ach und die Sorte Kekse ist so lala, vielleicht geht’s mit Blaubeermarmelade, ansonsten eher was, wenn man Hunger und nichts anderes da hat.

img_9894 In die Kategorie: »Bevor ich verhungere, ess ich auch diese Kekse«, gehört die Sorte aus der großen blauen Dose. Das dürfte hauptsächlich an den Unmengen Kokosflocken liegen, die dort eingebacken wurden. Gruselig sowas! Unterdessen kann ich nachreichen, dass KORNMO durch Blaubeermarmelade nur wenig aufgewertet werden. Die Krümeligkeit ist immernoch gegeben und dieses Käsebild will nicht verschwinden …

Von der Krümeligkeit erinnern sie vielmehr noch an die Digestive, die nicht so sehr vollkornig, dafür ziemlich blass im Geschmack und eher Ballaststoff als leckerer Keks waren. Die Krone der Ballaststoffe haben sie damit aber nicht erreicht, die gehört zweifelsohne den RUGKJEKS. Also die waren pur eher wie zu flachen Scheiben verpresstes Vogelfutter. Die Zuordnung der Bilder zu den einzelnen Absätzen ist übrigens kaum gegeben – keine Beschwerden bitte, ich bin krank und außerdem steht das überall drauf, was das für Kekse sind.

img_9899 Kommen wir also zu den Gewinnern der Sparte »Bester norwegischer Keks 2009«! Den ersten Platz teilen sich Emilies Havre & Bare Bær mit Safari. Erstere sind süße Haferkekse mit Rosinen und Moosbeeren, super lecker, nur leider auch super teuer. Die anderen sind bezahlbar, klein und rund und mit Splittern aus Milchschokolade. Das ist nicht zu schokoladig und vor allem keine solche Sauerei wie immer mit den Keksen mit kompletter Schokoglasur oben, unten oder überall.

Eine Sorte hat es leider nicht zu bebildertem Ruhm geschafft: die billigsten Kekse hier überhaupt. Die erinnerten an gestreckte Butterkekse und waren farblich und geschmacklich sehr blass irgendwie, im Nachhinein auch in der Erinnerung, zumindest was den Namen betrifft.

Alle weiteren Cookie-Gags oder Hinweise darauf, was ich heute in der fiebrigen Dösigkeit sonst noch so gemacht habe, wurden im Sinne der Abrundung des Beitrages ersatzlos gestrichen.

  1. Ach wie schön, dass es Internet gibt. Da bleibt die eigene Wehleidigkeit nicht auf heimischen vier Wände beschränkt … []

Verdienter Urlaub

Keine Panik, nicht ich, noch nicht. Aber ich habe heute nach einer längeren Diskussion1 herausgefunden, wie das hier in Norwegen – oder sagen wir hier an der NTNU – so mit dem Urlaub für die Mitarbeiter funktioniert, oder besser gesagt mit dem bezahlten Urlaub.

Zunächst hat man mal grundsätzlich Urlaubsanspruch, egal wieviel man schon gearbeitet hat oder wie lang der Vertrag läuft, anteilig natürlich, ganz normal soweit und in der auch in Deutschland gewohnten Menge von etwa zwei Tagen pro Monat.

Dann ist das aber so, dass ich mir den bezahlten Urlaub für das nächste Jahr in diesem Jahr verdienen muss. Dazu sind keine besonderen Anstrengungen nötig, man muss nur der normalen Arbeit nachgehen. Arbeite ich also das ganze Jahr 2009 normal von Januar bis Dezember ist mein Urlaub 2010 bezahlt. Umgekehrt gilt dann aber auch, dass mein Urlaub 2009 unbezahlt ist, wenn ich mir den nicht 2008 verdient habe.

Ein bisschen vertrackt wird es jetzt mit dem hier vorliegenden befristeten Vertrag von 6 Monaten. Zunächst gilt, dass mein Urlaub 2009 unbezahlt ist, weil ich mir den ja 2008 nicht verdient habe. Andererseits wird mir der Urlaub, den ich mir 2009 für 2010 verdient habe, am Ende meines Vertrages irgendwie in Form von Geld vergütet, weil ich den 2010 ja nicht nehmen kann mangels Arbeitsvertrag. Diese nachträgliche Auszahlung des Anspruchs ist unabhängig davon wieviel Urlaub ich 2009 nehme. Eine Umkungelei den bezahlten Urlaub für 2010 nicht auszahlen zu lassen sondern auf den Urlaub von 2009 anzurechnen scheint es nicht zu geben.

Warum scheint? Nun, ich war froh, das soweit wie beschrieben rausgefunden zu haben. Ich wollte die Dame da nicht noch weiter belästigen und das klang auch nicht so, als gäbe es außer diesen einfachen Regeln noch irgendwelche weiteren Ausnahmen. Ich hoffe, es konnten alle den obigen Ausführungen folgen…

Lange Rede kurzer Sinn: Ich bekomme nächstes Jahr eine bestimmte Menge Geld, egal wieviel unbezahlten Urlaub ich dieses Jahr noch nehme. So ist das – hier so. 🙂

  1. Sprachschwierigkeiten 😉 []

»Das ist doch das Schöne am Cachen!«

Es begann als typischer Montag Morgen hier. Aus dem Bett gequält, zum Frühstück einen interessanten Artikel über eine mathematische Formel und deren katastrophale Anwendung im Bankensektor gelesen, gefühlt bis halb drei nur Meetings gehabt und dann gegen vier Feierabend. Der Plan für den Nachmittag: Chef leiht das Auto vom Chef darüber1 und wir kaufen einen Radiator, weil es ja im Winter so kalt hier ist.

Auf dem Weg zu einem der größten Einkaufszentren in Norwegen, das sogar einen Eintrag in der englischen Wikipedia hat, warfen wir die ersten Schneebälle des Winters. Wir reden hier von etwa 250m über dem Meeresspiegel am 12. Oktober!2 Fotos haben wir davon keine gemacht. Für die Trondheimer ist das kalter Kaffee und in Deutschland glaubt das sicher auch mit Foto keiner, dass das frischer Schnee ist und ungefälschte Originalaufnahmen sind.

Eingekauft haben wir dann den gewünschten Radiator, viel zu teure DVD-Rohlinge, kein3 Notebook-Netzteil und ein paar unheimlich günstige silbrige Scheiben mit 12cm Durchmesser und audiovisuell hoffentlich begeisterndem Material.4 Dazu die mittlerweile in diversen Supermärkten gewachsene Erkenntnis, dass es in Norwegen zwar Shrimps in Eimern aber keine Kirschmarmelade zu kaufen gibt.

Auf dem Weg zurück wurde ich dann noch zu einem mittlerweile archivierten GeoCache geführt. Direkt in der Zivilisation erhob sich ein Hügel von im Dunkeln geschätzten vielleicht 5000 m², der mit überaus dichter Vegetation in Form von Bäumen, Sträuchern und ähnlichem Gestrüpp überzogen war. Eine Machete wäre praktisch gewesen. Etwas spannender fand ich da noch die im Urlaub gekauften Wanderschuhe. Das dünne Eis auf der etwa 5cm tiefen Pfütze hielt nicht so sonderlich, Schuh komplett unter Wasser, aber Gore-Tex® ist tatsächlich wasserdicht, schon irgendwie beeindruckend.

Aprospos diese Schuhe: Am Freitag bin ich mit von der Arbeit nassen Socken5 in die Schuhe rein und im Regen nach Haus gefahren. Aus den Schuhen raus, waren die Socken trocken. Das war so ein krasser Living-The-Future-Moment, so wie neulich, wo ich auch beim Cachen mitten im Wald steh – weit abseits der Zivilisation – und erstmal in glasklarer Qualität mit meinem Bruder telefoniert hab, der mehr als tausend Kilometer weg in Deutschland war. Amazing!

Achso ja, das Zitat von S. kam nachdem wir dann doch die total versiffte Plastedose gefunden hatten und uns durch das dichte Unterholz zurück zum Auto kämpften. 😉

  1. Zwei Etagen über dem diplomierten Ingenieur fährt man in Norwegen übrigens einen geschätzt 15 Jahre alten Nissan. []
  2. Ich bin immernoch guter Dinge, dass zu meinem Geburtstag auch hier unten Schnee liegt oder wenigstens beim Chef vor der Haustür. []
  3. gab’s nicht []
  4. Unter anderem Tonträger von Metallica und Kings Of Leon []
  5. Ryddedag mit Außeneinsatz. Fragt nicht, deutsches Aprilwetter ist nichts dagegen! []

Verwirrende Beerenvielfalt

Der eine oder andere erinnert sich vielleicht an den Beitrag über das Beerensammeln in den norwegischen Wäldern. Entwarnung vorab: dort sind nach eingehender Prüfung meinerseits keine Falschinformationen drin. Allerdings gibt es neue Erkenntnisse – ok nicht neu für die Menschheit, eher neu für mich, aber sei’s drum.

Gestern abend hatten wir am Rande eines lustigen Spieleabends1 eine hitzige Diskussion über die Unterscheidung von bestimmten roten Beeren. Ausgegangen war das von einer Packung sehr leckerer Kekse, in die laut Aufdruck Rosinen und die sogenannte Tranebær eingebacken waren. Ich bring die Diskussion nicht mehr ganz zusammen, aber es ging letztlich darum, was nun Preiselbeere, Tyttebær, Lingon, Cranberry und Tranebær wäre und wie die in Norwegen, Schweden, Deutschland und im englischen Sprachraum heißen. Die einen sind eher süß, die anderen ein bisschen bitter.2 Konsultiert wurde das Buch »mini norsk-tysk visuell ordbok« und die allwissende Müllhalde. Ich habe heute dann nochmal ausführlich nachgeguckt. Am besten lässt sich das in Tabellenform3 zusammenfassen:

  Vaccinium vitis-idaea Vaccinium oxycoccus
deutsch Preiselbeere Moosbeere
englisch Lingonberry Cranberry
norwegisch Tyttebær Tranebær
schwedisch Lingon Tranbär

Bei den Moosbeeren muss man streng genommen noch zwischen der Gewöhnlichen Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) und der Großfrüchtigen Mossbeere (Vaccinium macrocarpon) unterscheiden. Letztere wird vor allem in Nordamerika großflächig angebaut und ist das, was der US-Amerikaner typischerweise als cranberry bezeichnet.

Was war nun so verwirrend? Genau genommen nur das bebilderte Wörterbuch der freundlichen Gastgeber, wo fälschlicherweise tranebær mit Preiselbeere übersetzt wurde. Also liebe Kinder: nicht alles glauben, was geschrieben steht, oder wie Karl Marx ins Poesiealbum seiner Tochter Jenny schrieb:4

De omnibus dubitandum

Haben wir wieder was gelernt. 🙂

  1. Bohnanza in Norwegen mit einem deutschen Spiel, drei Deutschen, einer Schwedin, die deutsch zwar versteht, aber nicht spricht, dafür umso besser norwegisch. Ein Deutscher spricht gut norwegisch, die zweite versteht es und kann sich verständigen und der dritte Deutsche zählt gerade mal bis 10. Die Unterhaltung komplett auf Englisch. Da kommen die aberwitzigsten Bezeichnungen, Übersetzung und Betonungen für die Bohnen bei raus. Man muss wohl dabeigewesen sein… []
  2. Welche jetzt wie, keine Ahnung, müsste ich nochmal nachfragen. []
  3. Sprachen alphabetisch sortiert. []
  4. laut dem Magazin ZEIT Geschichte, das ich letztens in Hamburg am Bahnhof kaufte []

Eine Runde um den Fahrradlift

Im Beitrag »Geocaching in Trondheim« hatte ich geschrieben, dass man hier immer mal wieder auf Relikte aus dem zweiten Weltkrieg trifft. Bei einer kleinen Cache-Tour letztens nach der Arbeit, zeigte sich das wieder. Das Bild unten ist von einem Cache nahe eines schönen Aussichtspunkt aufgenommen und man sieht hier mal die zuvor erwähnten U-Boot-Bunker.

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IMG_9121 Auf dem Rückweg von den Geocaches kam ich dann zufällig am oberen Ende des weltweit ersten und immernoch einzigen Fahrradlifts vorbei. Wie muss man sich das nun vorstellen? Vergleichbar ist das mit einem Schlepplift beim Ski fahren. Man hat an einer sehr steilen Straße am unteren Ende einen Automaten, wo man die Tour bezahlt, dann kommt da so ein Teil aus dem Boden, wo man mal kräftig seinen Fuß draufstellt und sein Gewicht drauf verlagert und dann wird man mitsamt Fahrrad den Berg hoch geschoben. Das können dann sogar mehrere Leute gleichzeitig machen. Ich habe es leider noch nicht live gesehen, obwohl es laut der offiziellen Webseite recht viele Leute machen sollen. Ein paar Informationen gibt es auch noch bei Wikipedia und ich habe im Netz sogar ein Video gefunden, wo das auch gezeigt wird:

Blaue Beeren

Am Sonnabend waren wir im Wald, also ich (der sich durch diese Formulierung augenblicklich in einen Zettel verwandelt), J., S. und der kleine H. sowie K., T. und der kleine J., also quasi sieben Leute sozusagen, wobei die Idee wohl von T. ausging.

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Als S. und ich letzte Woche an dem kleinen See waren, wo ich auf die Sachen aufgepasst hab, während S. mit seiner neuen Taucherbrille nach einem GeoCache schnorchelte, war T. zum Schwimmen da und hatte sein Beerenpflückgerät dabei. Dort berichtete er von vielen, vielen Beeren und Pilzen in den umliegenden Wäldern. Gut, Pilze findet man auch in der norddeutschen Tiefebene, ich erinner mich da dunkel an meine Jugend, aber Beeren? Meine Erinnerung hat da nur wenige dornige Brombeersträucher, ein winziges Fleckchen mit Heidelbeeren und vereinzelt mal eine Walderdbeere parat – wohlgemerkt nicht nur in den paar Hektar Wald zwischen Wohnort und Badesee, sondern in allen Wäldern in Deutschland, wo ich mich so rumgetrieben habe (als wenn das so viele gewesen wären). Alle anderen Beeren wuchsen wohlbehütet in den Schrebergärten von Familie und Verwandschaft.

IMG_9210 In Norwegen hingegen hatte ich vor dem Wochenende bereits wilde Himbeeren an der Straße wachsen sehen und beim vorsichtigen Überqueren der hiesigen Ameisenwanderwege auch den einen oder anderen Blaubeerbusch. Kein Vergleich zu dem Waldstück vom Wochenende! Auf der Wanderung von grob geschätzt fünf Kilometern war praktisch der ganze Wald voll mit Blaubeeren, nicht unbedingt so riesig, wie die hochgezüchteten in den durchsichtigen Plasteschalen deutscher Supermärkte, aber eben viel viel mehr als man gefahrlos essen geschweige denn pflücken könnte. Dazwischen stand immer mal wieder ein Himbeerstrauch mit feinsten Himbeeren zum Naschen am Wegesrand.

IMG_9207 Besonders interessant jedoch fand ich die wilden Preiselbeeren. Sowas hab ich wild in Deutschland noch gar nicht gesehen und in dem derzeitigen, unreifen Zustand hätte ich die auch nicht zweifelsfrei im Wald erkannt. Aber die wachsen eben in Skandinavien in freier Wildbahn und zwar ebenfalls viele. Reif werden die wie gesagt erst später, überstehen aber auch Frost und man kann wohl auch im Frühjahr unter der tauenden Schneedecke noch welche finden. Während man Preiselbeeren in Deutschland als Marmelade fast nur im schwedischen Hot-Dog-Haus mit den vier großen Buchstaben bekommt, steht das hier im Supermarkt direkt neben der Himbeermarmelade. Dabei ist die dunkelrote Marmelade im Nachgeschmack leicht bitter und passt so sehr gut zu kräftigem Weichkäse, kennt man ja vielleicht noch von so klassischem überbackenem Camembert. Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie die so schmecken, wenn die reif sind und direkt vom Strauch in den Mund wandern, ohne den Umweg über Einkochen mit viel Zucker.

Für’s Protokoll sei noch gesagt, dass T. auch noch ein paar wenige Moltebeeren fand – was gar nicht so einfach ist, weil da nur wenige in sumpfigem Gelände wachsen – und auch noch ein paar Wacholderbeeren. Der Name von letzteren fiel mir dank des Hinweises auf Gin gleich vier Stunden später ein. Die Moltebeeren sind ähnlich gewöhnungsbedürftig. Der ganz eigene Geschmack so anfangs ist noch recht interessant, die Kerne sind jedoch ziemlich bitter. Da die Norweger voll auf diese Beeren abgehen und auch niemandem (nicht mal den anderen Norwegern) verraten, wo sie welche gefunden haben, hab ich aber auch kein Problem damit, die einfach mal stehen zu lassen. Vielleicht schau ich nochmal, ob’s die vielleicht auch in Form von Marmelade zu kaufen gibt, mit Zucker schmecken die vielleicht sogar. 😉

Nachtrag: Ich spendier ein Glas Preiselbeermarmelade für die erste, die hier in den Kommentaren die Anspielung in den Klammern im ersten Satz dieses Beitrags richtig erklärt! 😛 (Aber nicht schummeln und vorsagen lassen und so!)

Nur eine Nummer?

Die wirklich letzte Sache, die ich in Deutschland vor meinem Abflug nach Norwegen erledigte, war ein Protestschreiben gegen die Zuteilung der einheitlichen Steuernummer abzuschicken. Jeder Deutsche hat 2008 oder 2009 diese Nummer zugeteilt bekommen. Die ganze Geschichte wurde von verschiedenen Stellen aus stark kritisiert, wie auch heise online am 02.08.2008 schrieb: Bürgerrechtler rufen zu Klagen gegen die neue Steuernummer auf. Der Protest begründet sich auf Zweifeln an der Vereinbarkeit einer derartigen Personenkennzahl mit dem Grundgesetz. Schon im Mikrozensusurteil von 1969 hatte das Bundesverfassungsgericht solch ein Nummer abgelehnt und darauf in späteren Urteilen wiederholt hingewiesen. Diese Bedenken drücken sich beispielsweise im vielzitierten Volkszählungsurteil von 1983 aus. Mehr Informationen über die Steuer-ID selbst findet man beispielsweise auf den Seiten der Humanstischen Union.

Eine der ersten Sachen, die man in Norwegen machen muss, wenn man sich hier längere Zeit zum Leben und Arbeiten aufhält, ist zur Polizei und zum Folkeregister (Einwohnermeldeamt) zu gehen um eine Aufenthaltsbewillung und eine Personennummer zu beantragen. Diese Nummer wird in Norwegen häufig genutzt. Man braucht sie bei der Steuererklärung, um ein Bankkonto zu eröffnen oder einen Handyvertrag zu bekommen, für Versicherungen oder im Krankenhaus – eben sehr häufig. Das hat schon eine etwas unfreiwillige Ironie.

Die Norweger scheinen damit kein großes Problem zu haben, es herrscht ein Vertrauen in die Behörden, das ich in der Form Deutschland nicht mehr habe. Die Probleme hier sind dann auch die selben wie bei uns, in England oder sonstwo: Norwegen: Steuerverwaltung verschickt ID-Nummern an Medien.

Letztendlich muss eine Gesellschaft abwägen, wie stark der Staat in die Privatsphäre des Bürgers eingreifen darf und wie stark der Datenschutz wertgeschätzt wird. In dieser Hinsicht war das vorläufige Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung mit der Etablierung des neuen Grundrechts auf Vertraulichkeit informationstechnischer Systeme wegweisend. In einer funktionierenden Gesellschaft, wo der Staat dem Bürger nicht misstraut und diese Integrität gewährleistet, mag solch eine Personennummer gerechtfertigt sein. Ich habe bei der ganzen Geschichte dennoch gewisse Bauchschmerzen.

6 Monate Norwegen

IMG_8841 Das Studium ist beendet, was nun? Wo arbeiten als diplomierter Mechatroniker? Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich da nicht. An meiner vorigen Wirkungsstätte hatte man mir keinen Job angeboten und ich war auch nicht unglücklich darüber, weil ich da schon fast über die gesamte Studiendauer beschäftigt war und auch mal was anderes sehen wollte. Ein Freund von mir bot mir an für ein halbes Jahr im Nanolab der Norwegian University of Science and Technology zu arbeiten, um dort Maschinen aufzubauen, einzurichten, zu warten, Prozesse zu erarbeiten und zu testen. Nachdem ich im Studium selbst keine Auslandserfahrung gesammelt hatte, war das eine willkommene offene Tür. Nach reiflicher Überlegung und langen Gesprächen mit meinen engsten Freunden schickte ich meine formale Bewerbung nebst CV und bekam die Zusage für den Job als Staff Engineer für die Zeit vom 1.7. bis 31.12.09. So sieht’s also aus, 6 Monate leben und arbeiten in Trondheim, einer Stadt wenig größer als Schwerin aber nur gut halb so groß wie Magdeburg, zumindest was die Einwohnerzahl angeht.

IMG_8864 Der Hinflug war mein erstes Flugerlebnis überhaupt. Jede Urlaubsreise zuvor klappte mit Fahrrad, Auto, Bus, Bahn, Schiff oder beliebigen Kombinationen land- oder wassergebundener Fahrzeuge. Nun also das erste Mal zum Flughafen, das erste Mal in ein Flugzeug steigen und das erste Mal die Wattewelt über den Wolken mit eigenen Augen sehen. Kurz gesagt: die ganzen Formalien mit Ticket buchen, einchecken, Gepäck aufgeben und die Reise selbst mit Umsteigen am tollen Flughafen in Kopenhagen hat dann doch problemlos geklappt. Allein von der Größe der Flugzeuge war ich etwas überrascht, die waren dann doch deutlich kleiner als ich mir die vorgestellt hatte. Von Berlin nach Kopenhagen hatte das Flugzeug zwei normale Düsentriebwerke, die speziell beim Start eine irre Beschleunigung erzeugt haben, und war halt ein wenig kleiner als erwartet. Der Flug selbst war entspannt, eigentlich als wenn man im Bus sitzt, nur dass die Landschaft doch deutlich anders ist.

Der Flug von Kopenhagen nach Trondheim war dann aber eine Nummer schärfer. Ich wusste nicht, dass überhaupt noch Propellermaschinen im normalen Passagierverkehr eingesetzt werden, werden sie aber offensichtlich. Hier war der Himmel auch über weite Teile des Fluges wolkenlos, so dass man die dänische und schwedische Küste sowie weite Teile Norwegens aus großer Höhe beobachten konnte. Bei der Landung dann brachte die rasche Zunahme des Luftdrucks meine Ohren ein wenig aus dem Konzept, glücklicherweise legte sich das dann aber recht schnell von selbst.

IMG_8879 Bei der Ankunft in Trondheim eine halbe Stunde vor Mitternacht strahlte mir sogleich ein Regenbogen entgegen. Das ist auf zwei Arten bemerkenswert. Zum einen regnet es an der norwegischen Küste etwas mehr als in Magdeburg. Zum anderen sieht man Regenbogen in deutschen Breiten für gewöhnlich nicht mitten in der Nacht. Durch die deutlich kürzere Distanz hier zum Polarkreis geht die Sonne Anfang Juli nur für ganz wenige Stunden unter. Richtig dunkel wird es nachts trotzdem nicht. Selbst halb zwei, mitten zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang hätte man bequem draußen ein Buch lesen können. Mal sehen wie das nachher im Herbst und Winter wird, wenn es tagsüber kaum noch richtig hell wird. Aber jetzt ist erstmal noch Sommer und da geht der Norweger raus an die frische Luft, auch wenn es regnet…