Undenkbarer Unsinn

Es ist mühselig und schwierig mit den ganzen Leuten zu diskutieren, die schlicht Angst haben vor den vielen vielen Flüchtlingen und den bösen bösen Auswirkungen. Bundesrichter Thomas Fischer schreibt in seiner Kolumne in der Zeit einen langen und lesenswerten Text über die Gesamtsituation im Allgemeinen und die »Flüchtlingsfrage« im speziellen: Schaffen wir das?

Es gibt viele zitierwürdige Passagen, eine sei beispielhaft wiedergegeben:

Wir haben eine Billion Euro in die Integration von 17 Millionen Ost-Bürgern investiert, denen die ewigen Werte des Grundgesetzes bis heute ein wenig fremd geblieben sind und die sich mehrheitlich eine Mischung aus allumfassender Sozialfürsorge und totaler Freiheit von irgendeinem wünschen, der “da oben” dafür verantwortlich ist, dass das Heißwasser warm genug, das Bier billig und die Wohnung kostenlos ist. Helmut oder Angela oder Erich: scheißegal.

Selten war der Untertitel dieses Blogs treffender, aber wir haben keine Zeit mehr uns auf irgendwas vorzubereiten. Die Fragen stellen sich hier und jetzt und den Kopf in den Sand zu stecken und eine Mauer um die Sandkiste zu ziehen wird nicht helfen. Es ist keine Frage des wieviel oder des wollens, wir müssen. Das gebietet uns die Verantwortung aus unserer Vergangenheit und die Menschlichkeit selbst. Wer tatsächlich über den zuvor verlinkten Text (und die Situation) nachdenkt, kann eigentlich nur zu den selben Schlüssen kommen.

#yesallwomen

Es gibt Leute, die halten Twitter für irrelevant, aber im Moment passiert da wieder mal etwas sehr interessantes. Einfach mal schauen, was mit dem Hashtag #yesallwomen so geschrieben wird.1

Worum es geht und wo das her kommt, stand gestern bei Kleinerdrei.

Erschütternd sind aber auch Beiträge in der eigenen Timeline, die nicht damit getaggt sind:

twitter_yesallwomen

  1. Kleiner Tipp für Männer: nur lesen, nicht antworten! []

post PRISM pragmatism

Quote

Mündigkeit im Zeitalter des Internet heißt im Zweifel: Linux beherrschen, Programmieren können. Alle anderen sind ausgeliefert. Das ist hart und leider immer noch ziemlich elitär. Aber es dürfte trauriger Weise die Wahrheit sein.

Schreibt ben drüben bei anmut und demut.

Über PRISM hatte ich letzte Woche im Beitrag Alles abschnorcheln schon geschrieben und die Zeitungen sind zurecht voll davon. Das passt alles nur zu gut ins Bild, zu Alternativlos, Folge 23, zu den Beiträgen Frostige Fluchttürfehlbedienung, Fellow No 2338 und Bastelbude braucht Beteiligung hier im Blog.

Deswegen läuft dieses Blog mit freier Software1 auf unserem eigenen Server2. Darum sind meine Fotos nicht bei Flickr, meine Mails nicht bei Google sondern auf meinem eigenen Server zu Hause, der mit eisfair läuft, mein RSS-Reader nicht bei Google. Daher nutze ich Jabber zum Chatten und nicht Skype, ICQ oder Facebook.3

Und wir als Netz39 e.V., net(t)work(s) e.V. oder FSFE wollen, dass so viele Menschen wie möglich, ebenfalls von dieser Freiheit profitieren und diese ausbauen und wir wollen entweder direkt das Wissen weitergeben oder wenigstens die Mittel bereitstellen, damit die Leute ihr Zeug nicht bei Google/facebook/Apple hosten müssen. Und wir wollen so wie Fiona in ihrem Blog fiona lernt programmieren, dass das Verstehen von Technologie als politische Emanzipation begriffen wird und es beginnt damit, seine Daten bei sich zu haben.

Hach, konfus und voller unzusammenhängender Links, aber politisch. Wenn ich jetzt noch den Link hätte, warum das wichtig ist …

Update: netzpolitik.org hat da noch was schönes zum Thema: PRISM-Break: Mit dieser Software der NSA-Spionage entgehen *gnihi*

P.S.: alle, die mich in den letzten Tagen nach Linux und Verschlüsselung gefragt haben, werden noch Antwort bekommen!

  1. WordPress []
  2. der wiederum mit Debian läuft, auch freie Software []
  3. ein eigenes trauriges Kapitel: Jabber: Der Chat für alle bleibt eine Utopie []

Keinen Kassenbon bitte!

Idee von gestern: jedes Mal an der Supermarktkasse vor dem Bezahlen sagen, dass man keinen Bon ausgedruckt haben möchte, wenn man sowieso nicht vor hat den mitzunehmen!

Hintergrund: bei Penny in Magdeburg am Jerichower Platz wurde man vor ein paar Monaten mal für ein paar Wochen gefragt, ob man den Bon haben wolle und im Gegensatz zu allen anderen, die das auch fragen, wurde er nur auf Anfrage gedruckt. Jetzt wird er wieder jedesmal gedruckt und in sehr vielen Fällen gleich vor Ort weggeworfen.

Dass das unnötig ist, liegt auf der Hand. Ich frage mich, ob man als Kunde was dagegen tun kann. Technisch ist das ja kein Ding. Das Kassensystem darf den Bon halt nur auf Knopfdruck drucken und nicht einfach immer. Im Edeka hab ich schon ein paar Mal drum gebeten, das Ding nicht auszudrucken. Da macht es wohl das System nicht. Ein, zwei Mitarbeiter fänden das aber gut, wenn das ginge. Letztlich müsste derjenige an der Kasse halt nicht nur fragen, ob man nicht noch Kleingeld hätte, alles gefunden wurde, man die Deutschland- Payback-, Sonstewaskarte hätte oder man noch eine Plastetüte bräuchte sondern auch noch kurz nach dem Bon.

Im dm-Markt gestern sagte mir die Mitarbeiterin, dass da bergeweise Papier anfallen. (Alle Zettel natürlich mit irgendeiner Tinte bedruckt, die ja auch irgendwo her kommen muss.) Kleine Notiz am Rande: bei dm kann man einen sogenannten e-bon bekommen, wenn man vor dem Bezahlen seine Payback-Karte1 durchzieht. m(

Also: meint Ihr, wenn das genug Leute mal fragen, könnte man dann den Druck auf den Einzelhandel soweit erhöhen, dass da signifikant viele mal den Kassensystemherstellern auf die Füße treten? Oder geht das vielleicht schon vielerorts und wir wissen es nur nicht?

  1. Preisträger der Kategorie “Business und Finanzen” []

Holgi hören

Link

Zwei Folgen Podcast über faires Wirtschaften in Europa:

#Meckerpost ohne weiteren Kommentar aber mit interessanten Insiderinformationen oder wenigstens Denkanstößen.1

  1. Nachdem ich mir diese Woche bei drei Themen vorwerfen lassen habe, ich hätte keine Ahnung und überhaupt wäre das so nicht okay, wie ich versuche andere Menschen von Dingen zu überzeugen. []

Fleischverzicht fördern

In der Zeit erschien heute ein Artikel mit dem Titel Unsere Ernährung schadet dem Klima mehr als der Verkehr. Im Kern geht es um Zahlen wie stark die carnivore Ernährung zum Klimawandel beiträgt bzw. wieviel Treibhausgase da so entstehen. Die Zahlen sind zwar an vielen Stellen geschätzt, aber in der Größenordnung vermutlich belastbar, so dass man von einem signifikanten Effekt ausgehen kann. Zusätzlich zu Art und Weise von Massentierhaltung ist das ein weiteres Argument weniger Fleisch zu produzieren und zu verzehren.1

Die Autorin erwähnt den Vorschlag wenigstens einmal die Woche auf Fleisch zu verzichten. Ich halte das nicht nur für realistisch sondern behaupte, dass es bequem möglich ist, bei der Hälfte der Hauptmahlzeiten auf Fleisch zu verzichten. Um das zu untermauern, werfe ich mal meine persönliche Statistik2 in die Wagschale: carni_vs_herbi_2012_alex.ods.

Ich habe seit Februar zwar nicht lückenlos, aber wenigstens umfangreich mitgezählt, ob meine Hauptmahlzeit mittags fleischlos war oder nicht. Dabei gehe ich bei der Auswahl so vor, dass ich das vegetarische Gericht bevorzuge, wenn es mir schmeckt. Konsequent nur das vegetarische Gericht zu nehmen (und dann beispielsweise nur am Wochenende Fleisch zu essen) würde mich zu sehr aus der persönlichen Komfortzone bewegen. Es gibt einfach Tage hier in den Kantinen, wo das vegetarische Angebot einfach oll ist. Nicht nur, dass es jeden Tag teurer ist, als das billigste Fleischgericht, manchmal sieht man ihm schon von weitem an, dass es nicht in die Kategorie Gaumenfreuden passen will. Ohne mich aus meiner Komfortzone herauszubewegen, komme ich auf eine Quote von über 50% fleischloser Hauptmahlzeit in den letzten Monaten. Mein persönliches Ziel sind langfristig etwa zwei Drittel, ohne allzu sehr auf leckere Dinge verzichten zu müssen, aber ich halte etwa 30% bis 40% für realistisch für jeden von uns. Das wären zwei Tage in der Woche …

  1. Ich spreche hier bewusst von »weniger«. Ich bin weder Vegetarier noch Veganer und habe das auch nicht vor zu werden. []
  2. André war da im Beitrag Die Frauen grüßen mich nicht! mit gutem Beispiel vorangegangen und hat seine Argumentation auch gleich mal mit Statistik untermauert. []

Bücherregalbotschaft

Dieser Tage versuchen alle möglichen Leute wieder Angst zu schüren vor einem Terroranschlag. Die Mechanismen sind die selben wie in den Jahren zuvor und ich schrieb bereits vor einem Jahr im Beitrag Muss der Staat den Bürger bemuttern? darüber. Mario Sixtus hat nun das Projekt »Wir haben keine Angst« gestartet1 und da fand ich dieser Tage an Annas Bücherregal die passende Botschaft, um mich selbst daran zu beteiligen. Schaut: Weisheit alter Scherben!2

Passend zum Thema übrigens noch ein Video, das ich dieser Tage schonmal an anderer Stelle verlinkte:

Deren Erkenntnis ist von 1996, der Song heißt Vietnow und die wichtigste Zeile:

Fear is your, fear is your, fear is your only god

Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre: Wenn Du wissen willst, was jemanden motiviert, frage nach seinen Ängsten. Angst ist eine so tief verwurzelte menschliche Reaktion, dass sie eine extrem wichtige Rolle spielt, wenn es darum geht rauszufinden, warum Menschen Dinge tun! Im Bezug auf Terrorismus hilft da nur eine möglichst rationale Betrachtung der Risiken und da es wahrscheinlicher ist, im Lotto zu gewinnen oder vom Bus überfahren zu werden, als bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen, habe ich davor auch keine Angst!

  1. sogar der dpa war das eine Meldung wert! []
  2. Das stammt aus bzw. ist inspiriert vom Song »Der Traum ist aus« von Ton Steine Scherben, siehe auch riolyrics.de []