Rote Redundanz

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Fender Jazz Bass. USA, Highway One Serie 2007. Wohnt jetzt bei mir. 🙂

Bürobasteleibeispielbild

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Für alle, die sich immer nichts drunter vorstellen können, womit wir hier so arbeiten und was man ohne Lupe von Hand löten kann. Die Kupferlackdrähte haben einen Durchmesser von 0,2 mm, die Pins an dem Controller einen Abstand von 0,5 mm, eigentlich noch riesengroß alles. Die Speicherkarte ist eine handelsübliche SD-Karte und zum Größenvergleich abgebildet.

Sonnig schiefes Siesta-Schlittern

Kalt war es in Magdeburg, wochenlang. Währenddessen fror die Alte Elbe zu. Das allein ist noch nicht allzu ungewöhnlich, sah man es doch auch in den letzten beiden Wintern. Dieses Mal senkte sich nach anfänglichem Zufrieren jedoch noch mal der Wasserspiegel und jetzt wo die Temperaturen über den Gefrierpunkt geklettert sind, gibt es ein wundersames Schauspiel zu beobachten.

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Gestern hatte ich keine Kamera dabei, aber heute – und so machte ich in der Mittagspause noch einen kleinen Umweg. Im Uferbereich, zwischen den ganzen mit Gestrüpp vom letzten Hochwasser behangenen Bäumen, sieht man dicke Eisschollen wegknacken, dort sind Senken im Eis, tiefe Löcher unter dem Eis aber ohne Wasser drunter und allerlei in der Sonne blinkende sonderbare Eisformationen.

Das spannenste ist aber, dass hier kein glatter See zugefroren ist, wo man mal auf gerader Fläche von links nach rechts schlittern kann, sondern hier kann man sich zwischen winzigen Hügeln und Tälern die Beine brechen. Die Oberflächen sind einerseits so spiegelglatt, wie man das von Eis gewohnt ist, aber andererseits uneben wie Stranddünen. Das kleinste Gefälle reicht aus um in eine Senke reinzurutschen und beim Versuch wieder rauszukommen denkbar tollpatschig auszusehen. Ein großartiger Spaß!1

  1. Liebe Kinder, bitte probiert das nicht zu Hause! []

Grünes Gefriergerät

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Gedicht und Bild sind unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.1

  1. Namensnennung – Keine kommerzielle Nutzung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland []

Haltbare Herausforderungen

Eines der wunderbaren Dinge an diesem Internet1 ist, dass man auf neue Ideen gebracht wird. Eine Seite, die ganz prima dazu geeignet ist, ist ted.com, quasi ein Video-Podcast mit Vorträgen, den sogenannten TED talks. Im November letzten Jahres rollte ein Link auf einen dieser Talks in einem der großen sozialen Netzwerke an mir vorbei: Matt Cutts: Try something new for 30 days. Wer das folgende, etwa dreieinhalb Minuten lange Video mit Untertiteln sehen möchte, klickt am besten den Link an und schaut’s dort.

Kurz zusammengefasst: man setzt sich ein Ziel und versucht das in dreißig Tagen zu erreichen. Ich schenkte dieser Idee zunächst nicht viel Aufmerksamkeit. Wenn ich eine Novelle schreiben will, Surfen lernen oder mir angewöhnen mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren, dann kann ich das doch jederzeit machen und brauch dazu nicht noch eine zusätzliche Deadline?! Stress habe ich im Büro, wieso sollte ich mich dann in der Freizeit noch zusätzlich unter Druck setzen, statt mich zu erholen?

Der Beitrag könnte an dieser Stelle beendet sein. Aber wie das manchmal so ist, Dinge, die man zunächst als Quatsch markiert hat, überfallen einen dann hinterrücks. In meiner Welt passierte das an einem grauen Novemberwochenende in einem Schokoladen-Outlet-Store in Berlin. Ich hatte folgende Puzzleteile:

  • ein drei Wochen altes M-Audio FastTrack Pro USB-Audio Interface2
  • einen Song im Ohr vom Konzert des Vorabends, den ich zufällig im Bass-Unterricht gespielt hatte in den Wochen zuvor
  • einen billigen 1€-Adventskalender mit muffigen Schokodingern drin
  • vier Fotos, die noch einer Verwendung harrten
  • den o.g. TED talk im Hinterkopf

Die Idee für meine erste 30 day challenge ergab sich in einem Heurekamoment dann so: ich wollte versuchen im nächsten Monat vier Songs mit dem neuen Audio-Equipment aufzunehmen und damit die Motivation dazu nicht plötzlich abreißt, das Ergebnis an jedem Adventswochenende ins Netz laden, den Link auf die Rückseite eines Fotos schreiben und dieses dann per Post verschicken.

Die konkrete Herausforderung an diesem Vorhaben:

  1. Ich hatte noch nie wirklich ernsthaft Audio-Recording am PC gemacht.
  2. Ich hatte noch keinen komplett spielbaren Song.
  3. Ich hielt das ganze für eine Schnapsidee.

Das gute an der Sache war, dass ich praktisch niemandem etwas von der Geschichte erzählt hatte und so den zusätzlichen Druck öffentlichen Scheiterns von mir fern hielt.3 Einen Monat später hatte ich dann:

  • Ein funktionierendes Setup, um unter Linux Musik aufzunehmen, also mich selbst an Bass, Gitarre, Gesang und Drumcomputer.
  • Vier komplette Cover bekannter Popsongs eingespielt, mit Intro, beinahe fehlerfrei, mehreren Spuren.4
  • Einem liebenswerten Menschen einen sehr persönlichen Adventskalender gebaut.

Wieso hat das ganze funktioniert? Meine Vermutung ist, dass ich meine Motivation ausgetrickst habe. Sich ein konkretes Ziel zu stellen und es in einem klar definierten Zeitraum erreichen zu wollen, hat mir tatsächlich geholfen das zu erreichen. Ich denke aber auch, dass der Knackpunkt daran ist, dieses Ziel nicht zu hoch oder zu tief anzusetzen. Zu tief reicht vielleicht nicht, um es dann wirklich durchzuziehen, ist ja leicht zu schaffen und auch gar nicht so wichtig. Zu hoch wiederum sorgt für zu viel Druck, den ich in meiner freien Zeit ja gerade nicht haben will und Scheitern fetzt ja auch nich so. Sich die Herausforderung so zu setzen, dass der 30-Tage-Aspekt genau den zusätzlichen Schub verschafft, dass es trotzdem noch Spaß macht, ist wohl der entscheidende Punkt. Zu meiner eigenen Überraschung habe ich festgestellt, dass dieser Ansatz für mich dann tatsächlich funktionieren kann.

Im Nachhinein bin ich ein kleines bisschen stolz auf mich und kann bestätigen, was Matt im Talk sagte: ich hab mir selbst etwas neues beigebracht, ich habe eine sehr konkrete und bleibende Erinnerung daran und ich werde mir neue Dreißig-Tage-Herausforderungen stellen!

  1. schade, dass es sich nicht durchsetzen wird … []
  2. Geburtstagsgeschenk []
  3. Erst Ei, dann Gack! []
  4. Vergesst es, das Ergebnis wird nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. []

Wichtige Wichtelwarnung

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Andere Landstriche, andere Gepflogenheiten: glücklicherweise hatte ich keinen Lorbeerstrauch dabei, den ich dort hätte abstellen können. Andere Landstriche verhelfen aber auch zu anderen Dingen und so kann ich freudig mitteilen, dass ich alle wichtigen Weihnachtsgeschenke bereits besorgt habe oder zumindest weiß, was es werden soll und wo ich es bekomme. Lehne mich jetzt also zurück und beobachte den Dezemberstress der anderen Menschen mit entspanntem Amüsement. 😛

Achso, auf der anderen Seite des Ladens gab es übrigens noch ein anderes Schild, aber das war zu gewöhnlich …

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Doofer DNF

Ab und zu schreib ich hier ja mal was über’s Geocaching, das seltsame Hobby mit den GPS-Satelliten und den Tupperdosen im Wald, zum Beispiel letztes Jahr im Sommer: DNF. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich am letzten Wochenende auf der Rückfahrt vom Entwicklertreffen des net(t)work(s) e.V. im Harz.

Die Geschichte beginnt eigentlich schon viel früher. 2009 hatte ich zum Geburtstag einen Schlüsselanhänger in Form eines Plüschtieres geschenkt bekommen und wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Über die letzten Wochen in Norwegen kristallisierte sich der Plan heraus, den zu einem sogenannten Travelbug zu machen. Das sind Dinge, die eine Nummer verpasst bekommen und dann von Geocachern von Cache zu Cache getragen und auf der Geocachingseite geloggt werden. Jeder Travelbug hat eine Mission und der Besitzer betet in der Regel die meiste Zeit, dass er nicht verloren geht.

Die Mission von Ronja fra Trondheim ist, in den Cache Raubgraf bei Blankenburg zurückzukehren, nachdem er acht europäische Hauptstädte besucht hat.

Letzten Sonntag in der schönen Oktobersonne dachte ich mir dann, ich sollte vielleicht selbst diesen Cache mal gefunden haben, bevor irgendwann vielleicht mein Travelbug dort landet, doch wie es die Überschrift bereits erahnen lässt: nüscht war. Eine halbe Stunde bin ich da durch den Wald gekrochen und hab unter jede Wurzel geschaut. Nicht mal mein eilig rekrutiertes Suchteam konnte mir helfen. Keine Chance, ich musste ohne die Dose gefunden zu haben heimwärts fahren und konnte dann zu Hause erstmal nur den DNF loggen. 🙁

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Frostige Fluchttürfehlbedienung

Einmal jährlich trifft sich der net(t)work(s) e.V. in einem Jugendgästehaus um sich über die weitere Entwicklung von fli4l und eisfair auszutauschen – mit Pizza, unvorstellbar viel Netzwerkkabeln und allem, was sonst so zu einem Treffen von Hobbyprogrammierern gehört.

Ganz irdische Probleme treten daneben auch auf, ich hatte da gestern eine lehrreiche Begegnung mit der Haustür. Es handelt sich wohl um eine Fluchttür mit einem speziellen Schlossmechanismus. Erklärt wurde mir das zunächst so: die Tür wird von innen abgeschlossen und lässt sich über die Klinke außen nicht mehr öffnen. Von innen lässt sich die Tür jederzeit öffnen, aber danach wäre sie auch von außen offen.

Gegen zwei Uhr öffnete dann jemand™ die Tür und in dem Glauben, sie wäre jetzt auch von außen offen, stand ich vor dem Problem, dass ich nicht den Schlüssel hatte und niemanden mehr wecken wollte. Aber egal, ich hatte noch ein paar Mails zu schreiben und ein bisschen neue Musik zu hören, also zwischen die ganzen Notebooks gesetzt, noch ‘ne Bionade geöffnet und los geschrieben.

Gegen vier Uhr wollte ich mir dann noch ‘nen Pulli aus dem Auto holen, sollte kein Problem sein, die Tür war ja offen – dachte ich. Denn kaum vom Auto zurück, stellte sich raus, dass sich die Tür nicht wie zuvor kommuniziert von außen öffnen ließ.1 Gut für die Notebooks der anderen, die waren jetzt vor bösen Buben sicher …

Ich hab dann drei Stunden im Auto gepennt und kurz vor sieben Licht in der Küche gesehen und freundlich geklopft. Bisschen kühl draußen nachts so Mitte Oktober, aber das kuschelige neue Fleeze, das ich letztens in Berlin gekauft hatte, hält auch wärmer als ich dachte …

  1. Obwohl sie müsste, hab ich mir grad nochmal bestätigen lassen! []

Sonne, Schlurflaub, Schranktür

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Herbst, der: Zeit um am Sonntag im Jorten1 mal Teile der Küche auf Kur zu schicken, sich den letzten warmen Sonnenstrahlen auszusetzen und bisschen zu lesen und die Gedanken treiben zu lassen, bevor es Kaffee gibt …

  1. wie der Magdeburge sagt []

Toller Tonwechsel-Trip

Geeks unter seinen Freunden zu haben, bedeutet nicht nur mit denen verrückte Computerbasteleien zu machen, Brettspiele zu zocken, Science-Fiction-Serien zu schauen und sich mit allerlei nerdigem Technikkram auszukennen. Viele Geeks sind auch überraschend musikalisch und kennen verrückte Komponisten und Projekte. In die Kategorie fällt zweifelsohne Organ²/ASLSP, doch von vorn:

Der 1992 verstorbene Komponist John Cage ließ 1985 mit Hilfe eines Computerprogramms zufällig ein Werk für Piano generieren, dem er als Tempoangabe die Anweisung gab, es so langsam wie möglich zu spielen1. Die Orgelbearbeitung aus dem Jahr 1987 wurde 1989 uraufgeführt – in einer Zeit von 29 Minuten. Doch 29 Minuten waren den Teilnehmern eines Orgelsymposiums im Jahr 1997 nicht genug und so entstand die Idee das Stück noch viel langsamer zu spielen. Seit 2001 findet eine auf 639 Jahre angelegte Aufführung auf einer eigens dafür gebauten Orgel in der Sankt-Burchardi-Kirche in Halberstadt statt. Bei einer so langen Zeit, sind die Tonwechsel besondere Ereignisse, weil sie nur selten auftreten. In diesem Jahr war am 5. August die Zeit reif für den elften Tonwechsel. An einem schönen Sommertag machte ich mich also zusammen mit zweien meiner besten Freunde auf nach Halberstadt – dieses Spektakel wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Das Projekt hat über die Jahre einige Unterstützer und Fans gewonnen und an jenem Freitag war nicht nur der Tonwechsel allein zu hören, sondern geplant war außerdem ein Vortrag, eine Pressekonferenz und noch ein Konzert. Wir kamen ungefähr eine halbe Stunde vor dem Vortrag an und schauten uns zunächst mal in der beinahe leeren alten Kirche um:


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img_3274 Neben der Orgel und dem nötigen Windwerk gibt es eigentlich nichts weiter in der Kirche, kein Chorgestühl, keinen Altar, keinen Wandschmuck oder ähnliches. Jedoch zieht sich in etwa 1,20 m Höhe über dem Boden eine Reihe von Eisentafeln an der gesamten Innenwand der ehemaligen Kirche entlang. Für eine Spende an das Projekt ab 1000 € kann man sich sozusagen ein Jahr kaufen und dann seine Tafel bekommen – falls noch jemand ein exklusives Geburtstagsgeschenk sucht … 😉

img_3282 Zu 16:00 Uhr war dann ein Vortrag angekündigt. Was uns inhaltlich erwartete, wussten wir nicht, aber es war durchaus unterhaltsam, für uns nur nicht ganz auf die Weise, wie sich der vortragende Musikwissenschaftler das gedacht hatte. Der hatte nämlich im Gesamtwerk von Bach alle Takte gezählt und wollte dann Zusammenhänge zwischen bestimmten Zahlen, einem gewissen Psalm aus der Bibel und der Musik Bachs selbst herausgefunden haben. Wenn man nur genügend viele Daten hat, kann man alles mögliche darin finden, sich aber in dem ernst gemeinten Vortrag zurückzuhalten und nur leise zu kichern statt laut loszulachen, war echt schwer!

Das Konzert um 18:00 Uhr dann war wesentlich angenehmer. Wir waren leider ein wenig spät dran, nachdem wir in der Stadt noch was gegessen hatten, und mussten auf dem Boden sitzen, lauschten dann aber sehr gespannt jeweils sieben Stücken von Bach und Cage, abwechselnd vorgetragen. Mag der Herr Professor sich in seiner Forschung ein wenig verrannt haben, ein guter Musiker ist er jedoch und das machte es auch zu einem guten Konzert.

Gegen 20:00 Uhr hatten sich vor der kleinen, alten Kirche bereits überraschend viele Leute versammelt. Nach ein paar einführenden Worten2 wurden die Menschen dann rein gelassen und versammelten sich um die Orgel. Das Schweigen vor den zwei Tonwechseln (ein hoher Ton war zu Ende, ein tiefer kam hinzu) war beinahe andächtig und auch nach dem Wechsel hielten die Menschen inne und lauschtem zunächst dem neuen Klang, bevor es nach etwa einer Minute einen kurzen Applaus gab und dann alle wieder ihrer Wege gingen.


Direktdownload (mp4)

Mit zwei frisch erworbenen Partituren3 dieses ganz speziellen Orgelwerkes im Gepäck machten wir uns dann auch wieder auf den Heimweg. Wir werden es nicht auf die 639 Jahre schaffen, aber die Erinnerung an ein sehr besonderes Erlebnis wird bleiben. 🙂

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  1. as slow as possible, daher die Abkürzung ASLSP []
  2. Die einführende Rede als mp4-Video (53MB) zum Direktdownload. Tonqualität ist lausig, aber es gibt noch ein paar interessante Hintergrundinformationen []
  3. Wer sich die Rede nicht angesehen hat: die Verkaufseinnahmen gehen komplett als Spende an das Projekt. []