Fellow No 2338

img_5539 Deine Software soll Dir diese Freiheiten1 gewähren:

  • Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck auszuführen.
  • Die Freiheit, die Funktionsweise eines Programms zu untersuchen, und es an seine Bedürfnisse anzupassen.
  • Die Freiheit, Kopien weiterzugeben und damit seinen Mitmenschen zu helfen.
  • Die Freiheit, ein Programm zu verbessern, und die Verbesserungen an die Öffentlichkeit weiterzugeben, sodass die gesamte Gesellschaft profitiert.

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  1. siehe auch Was ist Freie Software? []

VW vs. virale Videos

Anfang des Jahres machte ein gut gemachter Werbespot von Volkswagen die Runde im Netz, viele werden sich vielleicht erinnern:

Volkswagen ist mit den dazugehörigen Marken Audi, Škoda, Seat und einigen anderen einer der größten Automobilkonzerne der Welt. Technische Entwicklungen wie der 3 Liter Lupo oder der seinerzeit innovative Audi A2 zeigen, dass VW durchaus in der Lage wäre den Spritverbrauch seiner verkauften Fahrzeuge deutlich zu senken. Stattdessen betreibt VW Lobbyarbeit gegen strengere EU-Richtlinien. Diese dunkle Seite von VW wird vom Konzern selbst natürlich nicht öffentlich kommuniziert. Greenpeace hat daher jetzt die Kampagne »Volkswagen. Die dunkle Seite.« gestartet oder international »VW Dark Side«. Es gibt ein neues Video, das sich klar auf den VW-Spot bezieht und eine virale Kampagne mit allem, was das Netz so zu bieten hat auf vwdarkside.com. Mit dabei ein Spielchen, wo man selbst der Rebellion beitreten und Jedi-Punkte sammeln kann: Join the Rebellion. Nettes Spielchen, wobei man richtig viele Punkte nur durch das Neuwerben von Mitspielern bekommt und nur mit Klicks 1500 Punkte für ein limitiertes Greenpeace-Shirt zusammenzubekommen erscheint mir auch sehr unwahrscheinlich. Sei’s drum, vielleicht hilft es öffentlichen Druck auf VW auszuüben, bei Nestle hat’s ja auch gut geklappt. 🙂

Update: Ich habe das Greenpeace-Video von YouTube durch das von Vimeo ersetzen müssen. Mittlerweile ist das Video bei YouTube nicht nur gesperrt, sondern laut netzpolitik.org sogar gleich der Greenpeace-Account noch mit: Greenpeace von YouTube verbannt.

Eine bessere Welt für nichts und wieder nichts

Im Blog von Felix von Leitner1 bin ich über einen Link gestolpert, der mich positiv überrascht hat: History’s judgment on this generation. Das besondere daran ist, dass dieser Text Anfang dieser Woche als Editorial in 56 Zeitungen in 45 Ländern dieser Welt erschienen ist, übersetzt unter anderem auch in Russland und China.2

Ich finde das aus mehreren Gründen beeindruckend und wichtig. Zunächst mal schreiben sie völlig richtig:

The controversy over emails by British researchers that suggest they tried to suppress inconvenient data has muddied the waters but failed to dent the mass of evidence on which these predictions are based.

Zu gut deutsch: der kriminelle Versuch durch Einbruch in private Kommunikation eine weltweite Verschwörung zu belegen, ist an der überwältigen Menge an Belegen für die vom Menschen verursachte Erderwärmung gescheitert. Es ist wichtig, dass alle Medien, auch die traditionellen, dies als Fakt anerkennen und nicht weiter versuchen sogenannten Skeptikern eine Plattform für ihre Spinnereien zu bieten.

Außerdem bin ich überrascht, dass sich die als konservativ, rückständig und wenig anpassungsfähig verspotteten Zeitungen tatsächlich so gut koordinieren können, noch dazu über die Grenzen von Ländern und Kulturen hinweg. Hut ab!

Und zu guter letzt möchte ich noch einen Punkt anbringen, der in diesen Diskussionen häufig unterschlagen wird. Es ist eigentlich völlig unabhängig davon, ob es eine Erderwärmung gibt oder nicht, sinnvoll mit den vorhandenen Ressourcen sparsam und verantwortungsbewusst umzugehen! Dazu passt auch ein Cartoon ziemlich gut, den fefe die Tage in einem weiteren lesenswerten Beitrag verlinkt hat: What if it’s a big hoax and we create a better world for nothing?3

  1. für die anwesenden Geeks: fefe 😉 []
  2. Keine Ahnung, warum die Süddeutsche sich diese Mühe nicht gemacht hat. []
  3. sorry, hatte keine Zeit den Bildrechten nachzurecherchieren um das direkt einzubinden []

Here Be Dragons

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Wie beginnt man einen Blog-Eintrag, wo man drei wirklich nur sehr lose verbundene Themen irgendwie verknüpfen will? Am besten räume ich mal mit der losesten Verbindung zu Anfang auf. Wir waren heute auf dem Hügel hier in der Nähe des deutschen Soldatenfriedhofs nahe der Kirche, die auf dem Bild oben zu sehen ist. Um den Lenkdrachen steigen zu lassen, fehlte es leider die meiste Zeit an Wind.1 Solche Drachen heißen auf englisch nicht etwa dragon sondern kite. Dennoch war es ein weiterer Tag mit schönem2 Wetter diese Woche und ich nahm wiederum tolle optische Eindrücke von diesem Ort mit, wie auch die letzten Male, ein bisschen magisch scheint er zu sein, wenn man so will.

Die düster dargestellte Kirche, lässt mich die Überleitung zu dem zweiten Thema finden. Die Christlich Demokratische Union hat nun mit ihrer »sozialen« Schwesterpartei und Kollege Westerwave dieser Tage einen Koalitionsvertrag zusammengezimmert, der den Weg in die soziale Kälte in Deutschland klar vorgibt. Ganz düster sowas. Holgi hat das heute nachmittag bei Twitter schon kommentiert und fefe hat sich den Mist tatsächlich durchgelesen.3 Andere sehen es übrigens ähnlich düster4 und ich kann wenigstens die resignierte Empfehlung von Benjamin Birkenhake stützen, doch mal das Buch Farenheit 451 zu lesen – dort treten passend zur Überschrift ja auch so ‘ne Art feuerspeiende Drachen auf.

Tja und schlussendlich ist »Here Be Dragons« auch das Thema des diesjährigen Chaos Communication Congress 26C3, der wie jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr5 in Berlin stattfindet. Mal schauen, ob ich es schaffe, mal einen Tag dort vorbei zu schauen. Ein paar gute Freunde haben schon die Absicht geäußert sich dort ein paar interessante Vorträge anzuhören und zusammen fährt sich’s leichter in die große Stadt.

  1. Mehr Fotos an üblicher Stelle. []
  2. trocken und sonnig, wenn auch kalt []
  3. Ich weiß, ich weiß, fefe’s Blog ist nicht die NY Times. []
  4. wie auch der Spiegelfechter heute bei Telepolis []
  5. dieses Jahr genauer gesagt vom 27.12. bis 30.12. []

Rechtsfreie Räume

Was wird dieser Tage nicht alles über »das Internet« geschrieben. Als Wahlkampfthema hat das die Bundesfamilienministerin ja schon im Frühjahr auf die Tagesordnung gesetzt und damit die sogenannte Zensursula-Debatte ausgelöst. Die Piratenpartei ist mittlerweile offiziell für die anstehende Bundestagswahl zugelassen und diese Woche hat der Spiegel sogar in der gedruckten Ausgabe ein Titelthema draus gemacht (über die Qualität des Artikels im Vergleich zu Spiegel Online bitte bei SPIEGEL vs. SPON: Das doppelte Spiel weiterlesen).

In der Diskussion taucht immer wieder der Begriff »rechtsfreier Raum« auf, das böse Internet solle wohl sowas sein. Dies ist schlichtweg falsch, ich würde sogar fast behaupten dreist gelogen. Für »das Internet« gelten in Deutschland seit eh und je BGB und StGB, das bürgerliche Gesetzbuch und das Strafgesetzbuch. Es ist »online« ebenso wie »offline« verboten Leute zu bestehlen, zu beleidigen, zu betrügen und dergleichen. Geschäfte, die über das Internet getätigt werden, sind genauso wirksam bzw. unwirksam wie sie das im »realen Leben« sind. Wer regelmäßig das lawblog von Rechtsanwalt Udo Vetter liest, kann sich davon täglich überzeugen. Ein sehr gutes Interview mit dem guten Mann gab es letztens übrigens bei Chaosradio Express, das ich gestern drüben im antiblau blog vorgestellt hatte.

In Wirklichkeit geht es rechtlich gesehen im Internet sogar deutlich härter zu als in der realen Welt. Ein paar Vergleiche mit hinterlegten Links habe ich dazu heute bei Telepolis im Beitrag »Verglichen mit dem Netz ist das Leben ein rechtsfreier Raum« gefunden. Da wird online offensichtlich wegen Kleinigkeiten geklagt und prozessiert, wo man offline normalerweise täglich und wie eigentlich alle anderen Leute auch, kleine Rechtsverletzungen begeht. Es ist nicht so, dass man in einigen Fällen nicht sogar Recht bekommen würde (in dem Fall gilt dann »Wo kein Richter ist, ist auch kein Henker.«), in den meisten Fällen würde man sich aber nur gründlich lächerlich machen.

»Das Internet« ist real und es ist Teil unserer Gesellschaft, wo genauso alle Rechtsgrundsätze gelten, die wir seit Bestehen der Bundesrepublik als allgemein anerkannt hinnehmen und beachten. Auf Basis dieser Rechtsgrundsätze ermitteln tagtäglich Polizei und Staatsanwaltschaft und Anwälte und Gerichte verhandeln. Ich selbst hatte beispielsweise vor einigen Jahren bei der Polizei Anzeige wegen Betrugs bei einer namhaften Internetauktionsplattform stellen müssen, selbstverständlich gedeckt von unserem Recht. Wer im Bezug auf das Internet von einem rechtsfreien Raum spricht, ist mit der Realität des Netzes entweder überhaupt nicht vertraut oder ein bewusster Lügner.

Grüne gegen die Medienbarriere?

Ich hatte ja schon angedeutet, dass sich in diesem Blog nicht alles nur um das halbe Jahr in Norwegen drehen wird. Früher als gedacht, nun der erste andere Beitrag…

Auf den NachDenkSeiten gibt es seit einiger Zeit immer mal wieder Beiträge zum Thema »Medienbarriere«. Damit ist im wesentlichen der Kampagnenjournalismus der deutschen Mainstream-Medien gegen linke Politik im Allgemeinen und linke Parteien plus die SPD im Speziellen gemeint. Das funktioniert im Wesentlichen so, dass in Interviews suggestive Fragen gestellt werden und die neoliberale Ideologie über alle Kanäle (Presse, Fernsehen, Radio etc.) parallel gebetsmühlenartig eingetrichtert wird. Heute wird die Reaktion dieser Medien auf eine Äußerung Oskar Lafontaines beleuchtet, der den Einfluss der Familien hinter diesen Medien (z.B. Bertelsmann und Springer) thematisiert hat: Wehe, Sie zweifeln daran, dass unsere Demokratie noch lebt …

Ich will das nicht im einzelnen wiederkäuen, aber einen Absatz fand ich interessant:

Man kann nur hoffen, dass die Thematisierung der Medienbarriere und des Kampagnenjournalismus nicht der Linkspartei alleine überlassen bleibt. Eine Anmerkung zu den Grünen ist an dieser Stelle fällig. Sie waren jahrelang in den Achtzigern und Neunzigern bis zum Regierungseintritt 1998 Opfer ausgedehnter Medienkampagnen. Bei ihnen hat man auch jahrelang die Realos gegen die Fundis ausgespielt. Wenn bei ihnen noch ein bisschen demokratisches Feuer brennen würde, würden sie sich an ihre eigenen Erfahrungen erinnern und Partner der Aufklärung über den Kampagnenjournalismus sein.

Ich persönlich denke, dass auch die Grünen ein Interesse daran haben sollten, dass die Darstellung ihrer Themen in den Medien häufig von Lobbyinteressen gesteuert wird, die – vorsichtig formuliert – etwas an der Wahrheit vorbeigehen. Als Beispiel sei mal ein Beitrag der BILD von vor ein paar Wochen genannt, der relativ unreflektiert die Aussagen der Atomkraft-Befürworter wiedergab, nachzulesen beim Klima-Lügendetektor.

Die Frage ist jetzt: wie bringt man »den Grünen« bei, dass sie ebenfalls diese Medienbarriere thematisieren? Würde das der grünen Politik helfen? Ich vermute da Potential, nicht nur im Bereich Umweltpolitik.